Artikel in der
Rhein-Zeitung vom 20.11.1998 über eine stattgefundene Veranstaltung im Adolf-Reichwein-Studienseminar
Westerburg, an der Beate mitgewirkt hat:
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Studienseminar erinnerte an Namenspatron
Professor Wolfgang Klafki (Marburg) hielt den
Festvortrag bei der Gedenkveranstaltung für Adolf Reichwein in Westerburg
Mit einer Gedenkveranstaltung feierte das
Adolf-Reichwein-Studienseminar in Westerburg den 100. Geburtstag seines
Namenpatrons. In Person von Professor Wolfgang Klafki (Marburg) war für
den Festvortrag ein Referent gewonnen worden, auf dessen Ausführungen das
Auditorium mit Spannung wartete.
Von Angela Baumeier
WESTERBURG. Vor der offiziellen Begrüßung durch
Seminarleiter Ulrich Krämer nutzten die vielen Gäste die Gelegenheit,
sich die hauseigene Reichwein-Ausstellung und eine Lernwerkstatt „Rund
um die Kartoffel" anzusehen. Sie vermittelten einen Eindruck von der
Biographie des Reformpädagogens, dessen Werk für die heutige Praxis und
Lehrerbildung vielfältige Anregungen geben kann.
„Reichweins Konzepte und Erfahrungen haben die innere
Entwicklung unseres Studienseminars beeinflusst und unterstützt",
erklärte Krämer. Zu betonen seien dessen Vorstellungen von einer humanen
und demokratischen Schule sowie die Öffnung von Schule und Unterricht.
Diese Ideen, Erfahrungen und Beispiele seien versucht worden, zeitgemäß
in die Ausbildungspolitik zu integrieren.
Als Beispiele hierfür nannte Krämer etwa die
Projektarbeit und die Lernwerkstattangebote des Studienseminars, den
Einbezug anderer Lernorte und externer Fachleute, zahlreiche kulturelle
und soziale Aktivitäten wie Ausstellungen und Vorträge sowie die Nutzung
moderner Medien. In seinem Referat „Adolf Reichwein, Bildung und
Politik" fragte Professor Klafki zunächst, ob und wie die
Auseinandersetzung mit den Ansätzen des Reformpolitikers anregen kann,
heutige Probleme in Angriff zu nehmen. Ein biographischer Rückblick
zeigte, wie sich das pädagogische und politische Denken Reichweins
entwickelte. Deutlich wurde, welche Ideen er in der Jugend-, Erwachsenen-
und Lehrerbildung verfolgte und dass für ihn Politik und Bildung in einem
Verhältnis der wechselseitigen Bedingtheit gedacht und gelebt wurden.
Klafki erwies einer Persönlichkeit seine Referenz, die
„als prägnante Gestalt der deutschen Geschichte" entschiedenen
Widerstand gegen die Nazis leistete und dafür mit seinem Leben zahlen
musste.
Die Bedeutung der Gedenkveranstaltung wurde durch die
Anwesenheit vieler Vertreter des öffentlichen Lebens unterstrichen, unter
ihnen Michael Bohnekamp (Ministerium für Bildung, Wissenschaft und
Weiterbildung), Elisabeth Schmidt-Neßler (Hauptpersonalrat im
Bildungsministerium), Marita Ehlgen und Gerhard Zerfaß (beide
Bezirksregierung Koblenz), die MdL Angela Schneider-Forst und Hendrik
Hering, Helmut Schönberger (erster Beigeordneter der VG Westerburg und
Vorsitzender vom Förderverein des Studienseminars).
Ganz im Sinne Reichweins fand der zweite
Veranstaltungsteil im „Museum in der Schule" in Selters statt, wozu
Dr. Uli Jungbluth als Vorsitzender der Geschichts- und Kulturwerkstatt
einlud. Zuvor sorgten noch einmal die Lehramtsanwärter unter der Leitung
von John Agu und Friedhelm Schneider für frischen musikalischen Wind.
Im einzigen Museum Deutschlands, dass in den Räumen
einer funktionierenden Schule installiert ist, kann das Landleben von
damals hautnah erlebt werden. Den Worten Reichweins folgend „Was eine
Hand erfährt, begreift der Kopf schneller", wurde eine Ausstellung
„zum Anfassen" geschaffen - die Besucher können am Kohleherd
kochen oder in Werkstätten arbeiten.